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bauroom GmbH & Co. KG • Dillinger Straße 39 • 86609 Donauwörth Ständige Ausstellung |
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Restaurant Schlössle, Nördlingen Ständige Ausstellung |
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Fritz-Hopf Technikerschule, Nördlingen Ständige Ausstellung |
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10 Jahre KunstMuseum Wemding mit Eröffnung der Sonderausstellung Roland Schulz Ständige Ausstellung Öffnungszeiten: Sonntag 14.30 - 16.30 Uhr Winterzeit: von Mitte Oktober bis Mitte März nur nach Telefonischer Anfrage geöffnet: 0160-468 64 34 |
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Vom Wesen des Objekthaften |
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Collage, Objektkunst und die Arbeit
mit kunstfremden Materialien stehen in einer Tradition die zu Beginn des 20.
Jahrhunderts ihren Anfang nahm. Seit den „Papiers collés“ von Picasso und
Braque sind die Grundprinzipien des traditionellen Tafelbildes durchbrochen
und die Gattungsgrenzen in der bildendenden Kunst aufgesprengt. Der Ruf nach
autonomen Bildwelten führte damals auch zu einer Abkehr von den
traditionellen Arbeitstechniken. Die Collage als neues Gestaltungsmittel
erweiterte die Darstellungsmöglichkeiten in der Kunst erheblich. Das
Interesse der Künstler an der bildnerischen Funktion eines Materials und
seinen Wirkungsmechanismen hatte ihren Ursprung in der sich dramatisch
verändernden Gesellschaft im Vorfeld des Ersten Weltkrieges. Der rasante
Wertewandel führte in der Kunst nach den Errungenschaften des
Expressionismus auch wieder zu einer Vergegenwärtigung des Dinghaften,
dessen Substanz auf seine elementaren Gehalte untersucht wurde. Darüber
hinaus wurde der lange Zeit vorherrschende Anspruch auf
Materialgerechtigkeit von einer neuen Materialästhetik abgelöst, bei der die
bildnerische Substanz zum Träger künstlerischer Botschaften avancierte. So
hatte Picassos erfinderische Kraft selbst noch für die Generation nach 1945
wegweisende Bedeutung, die neue Konzepte jenseits der Klassischen Moderne
suchte. Das künstlerische Spiel mit Sinngebung und Bedeutung kunstfremder
Materialien basiert auf der Vorstellung, mit diesen Stoffen Inhalte
transportieren zu können. Die Objekte von Roland Schulz werden von diesem
Gedanken getragen. Eines seiner künstlerischen Ziele ist eine Kunst, die der
Verwirklichung individueller Kreativität dient, - eine Kreativität, die aus
Experimentierfreude und Neugierde schöpft. Deshalb verwundert es nicht, dass
das objekthafte, collageartige Verbinden unterschiedlicher Materialien ihn
schon immer interessiert hat. Frühe Arbeiten seien aber wieder verworfen
worden, berichtet Schulz, auf seine Bildobjekte angesprochen. Doch seit etwa
zwei Jahren arbeitet er zunehmend an mehrteiligen, dreidimensional
ausgerichteten Werken. Neben der Malerei und einem vergleichsweise kleinen
plastischen Werk bildet die bildhafte Objektkunst innerhalb seines Schaffens
eine eigenständige Gruppe. In den Materialcollagen von Roland Schulz sind
Malerei und kunstfremdes Material oftmals in starkem Kontrast einander
gegenüber gestellt. Die prinzipielle Mehrteiligkeit dieser Werke wird durch
die Montage unterschiedlich großer Bildteile im Ausdruck noch unterstrichen.
In der Arbeit „Medien“ (2000) trennt ein schmales, vertikales Band aus
Walzblei die angrenzenden malerischen Flächen. Die Transparenz der
Farbschichten lässt das prozesshafte Arbeiten des Künstlers erkennen. Das
unter dem Farbauftrag vorscheinende Zeitungspapier verweist genauso wie die
Materialgegenüberstellungen auf die innere Struktur des Werks und seine
formale Dimension. Tritt in Roland Schulz´ Malerei die menschliche Figur
zwar vereinfacht, doch unverkennbar in den Vordergrund, so überwiegen in den
objekthaften Bildern und Collagen die Abstraktion der Formen und damit der
ideenmäßige Umgang mit der Realität. Das künstlerische Mittel der
Assoziation lässt sich gut für sein Werk „Jung und Alt“(2000) beschreiben.
Dem unbehandelten, rohen Holzbalken auf der einen Seite ist rechts eine
gelbe Farbfläche gegenübergestellt. Auf ihr findet sich das gedruckte Wort
„Menschen“ in lateinischer, französischer, englischer und deutscher Sprache.
Eine in geringem Abstand über die Farbfläche montierte Acrylglasscheibe mit
der sandgestrahlten Umrisslinie eines menschlichen Profils tritt als
zusätzlicher Bildraum auf den Betrachter zu. Die Semantik der Materialien
lässt an Vergangenes und Neues, an „Jung und Alt“ und sein Bildkürzel an den
Menschen schlechthin denken. Das synthetische Konstruieren der Bilder aus
unterschiedlichen Stoffen und ihre kontrastreiche Gegenüberstellung zielen
auf die Vorstellungswelt des Betrachters, der Gegensätze und farbliche sowie
formale Diverenzen bewusst wahrnimmt und daran seine eigene Phantasie
entwickeln kann. Durch die Reduzierung der Mittel, das heißt, Vereinfachung
von Form, Farbe und Gestalt, erzielt der Künstler eine Elementarisierung
seiner Sprache. Die vierteilige Arbeit „Lebensgefühl“ (2001), die von
geometrisch-abstrakten Formen bestimmt wird, verknüpft in Ihrer
Wesenhaftigkeit emotionale und konstruktive Elemente. Sie besteht aus zwei
Dreiecken, die ein Parallelogramm formulieren, sowie aus zwei Rechtecken,
Formen, die – alle aneinandergeschoben – an ein Tangram erinnern. Gegenüber
der schmalen, grau-kalten Bleiform im rechten Bildteil wirken die
rostbraunen Dreiecke wie staubig-trockene Steinwände. Die Assoziation eines
„Lebensgefühls“ zielt eindeutig in südliche Regionen, in denen ein warmes
Licht den Raum erfüllt. Roland Schulz fährt gerne in die Toskana und läßt
sich von der dortigen Atmosphäre anregen. Die Darstellung von Sonne und
Licht und ihrer Gegenspieler Dunkelheit und Schatten sind neben der
Stofflichkeit der Bildoberflächen häufig bildnerische Mittel des Künstlers.
Eine starke Kontrastwirkung erzielen beispielweise die Spiegelungen auf der
matt polierten Stahlplatte, die einer aus verschiedenen Rottönen auf
Chromoxydgrün gestalteten Farbfläche gegenübergestellt ist. („Aufstieg“,
2000). Das Werk wechselt zwischen Annäherung und Distanz, Reflexion und
Absorption. Die in die Malerei schreinartig einmontierte Stahltreppe wirkt
wie ein Funken, der von einem Bildteil zum anderen übergesprungen ist. Über
das Konkrete der Erscheinungen hinaus beinhalten Werke dieser Art beim
Betrachter eine Vielzahl unterbewusster Verknüpfungen. „Im Frühling zählt
jeder Tag, im Sommer jede Stunde“, heißt es auf dem Stempeldruck der
Materialcollage „China I“ (2002). Die fernöstliche Philosophie und Ästhetik,
mit denen Schulz über eine befreundete Malerin in Kontakt kam, finden in
einer kleinen Reihe entsprechender Werke u.a. Umsetzung mit Bambusstäben und
schwarzen Tuschpinsel-Zeichnungen. Auch hier lässt sich wieder die
Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Material und seinen
Wirkungsmechanismen ablesen. Ob Eisenstäbe, Karbongewebe, Geldschnipsel,
Walzblei, Wachs, Acrylglas, Holz, Karton oder Zeitungspapier, all diese
Stoffe mit denen Roland Schulz arbeitet, sind vom Menschen gemacht oder
werden von ihm benutzt. Sie dienen ihm weniger als Subjekte denn als
Objekte, mit denen etwas passiert oder geschehen kann. Ihre Verwendung und
Umwandlung in neue Sinnbilder beschreibt die Wirklichkeit in ihren
vielfältigen Strukturen und Verknüpfungen. „Ich suche nicht, ich finde“,
konstatierte Picasso über die Entstehung seiner Assemblagen und erfand mit
Einfallsreichtum und Humor aus banalen Dingen völlig neue künstlerische
Formen. Ihre materielle und geistige Präsenz wird dabei von der Identität
des Kunst- und Gebrauchsgegenstandes überlagert, die eine neue künstlerische
Wirklichkeit formuliert. Das Transponieren von Empfindungen mittels
Materialmetamorphosen hat auch für das Werk von Roland Schulz elementare
Bedeutung. © Dr. Sabine Heilig, Nördlingen, im März 2002 |
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