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Öffnungszeiten: Sonntag 14.30 - 16.30 Uhr

Winterzeit: von Mitte Oktober bis Mitte März nur nach Telefonischer Anfrage geöffnet: 0160-468 64 34

 

 
 

Sonstiges


Vom Wesen des Objekthaften

 

Collage, Objektkunst und die Arbeit mit kunstfremden Materialien stehen in einer Tradition die zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihren Anfang nahm. Seit den „Papiers collés“ von Picasso und Braque sind die Grundprinzipien des traditionellen Tafelbildes durchbrochen und die Gattungsgrenzen in der bildendenden Kunst aufgesprengt. Der Ruf nach autonomen Bildwelten führte damals auch zu einer Abkehr von den traditionellen Arbeitstechniken. Die Collage als neues Gestaltungsmittel erweiterte die Darstellungsmöglichkeiten in der Kunst erheblich. Das Interesse der Künstler an der bildnerischen Funktion eines Materials und seinen Wirkungsmechanismen hatte ihren Ursprung in der sich dramatisch verändernden Gesellschaft im Vorfeld des Ersten Weltkrieges. Der rasante Wertewandel führte in der Kunst nach den Errungenschaften des Expressionismus auch wieder zu einer Vergegenwärtigung des Dinghaften, dessen Substanz auf seine elementaren Gehalte untersucht wurde. Darüber hinaus wurde der lange Zeit vorherrschende Anspruch auf Materialgerechtigkeit von einer neuen Materialästhetik abgelöst, bei der die bildnerische Substanz zum Träger künstlerischer Botschaften avancierte. So hatte Picassos erfinderische Kraft selbst noch für die Generation nach 1945 wegweisende Bedeutung, die neue Konzepte jenseits der Klassischen Moderne suchte. Das künstlerische Spiel mit Sinngebung und Bedeutung kunstfremder Materialien basiert auf der Vorstellung, mit diesen Stoffen Inhalte transportieren zu können. Die Objekte von Roland Schulz werden von diesem Gedanken getragen. Eines seiner künstlerischen Ziele ist eine Kunst, die der Verwirklichung individueller Kreativität dient, - eine Kreativität, die aus Experimentierfreude und Neugierde schöpft. Deshalb verwundert es nicht, dass das objekthafte, collageartige Verbinden unterschiedlicher Materialien ihn schon immer interessiert hat. Frühe Arbeiten seien aber wieder verworfen worden, berichtet Schulz, auf seine Bildobjekte angesprochen. Doch seit etwa zwei Jahren arbeitet er zunehmend an mehrteiligen, dreidimensional ausgerichteten Werken. Neben der Malerei und einem vergleichsweise kleinen plastischen Werk bildet die bildhafte Objektkunst innerhalb seines Schaffens eine eigenständige Gruppe. In den Materialcollagen von Roland Schulz sind Malerei und kunstfremdes Material oftmals in starkem Kontrast einander gegenüber gestellt. Die prinzipielle Mehrteiligkeit dieser Werke wird durch die Montage unterschiedlich großer Bildteile im Ausdruck noch unterstrichen. In der Arbeit „Medien“ (2000) trennt ein schmales, vertikales Band aus Walzblei die angrenzenden malerischen Flächen. Die Transparenz der Farbschichten lässt das prozesshafte Arbeiten des Künstlers erkennen. Das unter dem Farbauftrag vorscheinende Zeitungspapier verweist genauso wie die Materialgegenüberstellungen auf die innere Struktur des Werks und seine formale Dimension. Tritt in Roland Schulz´ Malerei die menschliche Figur zwar vereinfacht, doch unverkennbar in den Vordergrund, so überwiegen in den objekthaften Bildern und Collagen die Abstraktion der Formen und damit der ideenmäßige Umgang mit der Realität. Das künstlerische Mittel der Assoziation lässt sich gut für sein Werk „Jung und Alt“(2000) beschreiben. Dem unbehandelten, rohen Holzbalken auf der einen Seite ist rechts eine gelbe Farbfläche gegenübergestellt. Auf ihr findet sich das gedruckte Wort „Menschen“ in lateinischer, französischer, englischer und deutscher Sprache. Eine in geringem Abstand über die Farbfläche montierte Acrylglasscheibe mit der sandgestrahlten Umrisslinie eines menschlichen Profils tritt als zusätzlicher Bildraum auf den Betrachter zu. Die Semantik der Materialien lässt an Vergangenes und Neues, an „Jung und Alt“ und sein Bildkürzel an den Menschen schlechthin denken. Das synthetische Konstruieren der Bilder aus unterschiedlichen Stoffen und ihre kontrastreiche Gegenüberstellung zielen auf die Vorstellungswelt des Betrachters, der Gegensätze und farbliche sowie formale Diverenzen bewusst wahrnimmt und daran seine eigene Phantasie entwickeln kann. Durch die Reduzierung der Mittel, das heißt, Vereinfachung von Form, Farbe und Gestalt, erzielt der Künstler eine Elementarisierung seiner Sprache. Die vierteilige Arbeit „Lebensgefühl“ (2001), die von geometrisch-abstrakten Formen bestimmt wird, verknüpft in Ihrer Wesenhaftigkeit emotionale und konstruktive Elemente. Sie besteht aus zwei Dreiecken, die ein Parallelogramm formulieren, sowie aus zwei Rechtecken, Formen, die – alle aneinandergeschoben – an ein Tangram erinnern. Gegenüber der schmalen, grau-kalten Bleiform im rechten Bildteil wirken die rostbraunen Dreiecke wie staubig-trockene Steinwände. Die Assoziation eines „Lebensgefühls“ zielt eindeutig in südliche  Regionen, in denen ein warmes Licht den Raum erfüllt. Roland Schulz fährt gerne in die Toskana und läßt sich von der dortigen Atmosphäre anregen. Die Darstellung von Sonne und Licht und ihrer Gegenspieler Dunkelheit und Schatten sind neben der Stofflichkeit der Bildoberflächen häufig bildnerische Mittel des Künstlers. Eine starke Kontrastwirkung erzielen beispielweise die Spiegelungen auf der matt polierten Stahlplatte, die einer aus verschiedenen Rottönen auf Chromoxydgrün gestalteten Farbfläche gegenübergestellt ist. („Aufstieg“, 2000). Das Werk wechselt zwischen Annäherung und Distanz, Reflexion und Absorption. Die in die Malerei schreinartig einmontierte Stahltreppe wirkt wie ein Funken, der von einem Bildteil zum anderen übergesprungen ist. Über das Konkrete der Erscheinungen hinaus beinhalten Werke dieser Art beim Betrachter eine Vielzahl unterbewusster Verknüpfungen. „Im Frühling zählt jeder Tag, im Sommer jede Stunde“, heißt es auf dem Stempeldruck der Materialcollage „China I“ (2002). Die fernöstliche Philosophie und Ästhetik, mit denen Schulz über eine befreundete Malerin in Kontakt kam, finden in einer kleinen Reihe entsprechender Werke u.a. Umsetzung mit Bambusstäben und schwarzen Tuschpinsel-Zeichnungen. Auch hier lässt sich wieder die Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Material und seinen Wirkungsmechanismen ablesen. Ob Eisenstäbe, Karbongewebe, Geldschnipsel, Walzblei, Wachs, Acrylglas, Holz, Karton oder Zeitungspapier, all diese Stoffe mit denen Roland Schulz arbeitet, sind vom Menschen gemacht oder werden von ihm benutzt. Sie dienen ihm weniger als Subjekte denn als Objekte, mit denen etwas passiert oder geschehen kann. Ihre Verwendung und Umwandlung in neue Sinnbilder beschreibt die Wirklichkeit in ihren vielfältigen Strukturen und Verknüpfungen. „Ich suche nicht, ich finde“, konstatierte Picasso über die Entstehung seiner Assemblagen und erfand mit Einfallsreichtum und Humor aus banalen Dingen völlig neue künstlerische Formen. Ihre materielle und geistige Präsenz wird dabei von der Identität des Kunst- und Gebrauchsgegenstandes überlagert, die eine neue künstlerische Wirklichkeit formuliert. Das Transponieren von Empfindungen mittels Materialmetamorphosen hat auch für das Werk von Roland Schulz elementare Bedeutung.
 

© Dr. Sabine Heilig, Nördlingen, im März  2002

 

 

 

 

 

 

 

Photos & Copyright © Roland Schulz 2013